Es gibt mehr als «Leben» und «Arbeit»
Drei Tipps für eine gute Balance
- Malen Sie Ihre Lebensbereiche als Kreise auf ein Blatt Papier. Wie wirkt das entstandene Bild auf Sie? Gibt es Kreise, deren Grösse Sie gern ändern möchten – und wenn ja, wie könnte das möglich werden?
- Falls Sie Tagebuch oder ein Journal führen: Markieren Sie Erfolge oder erfreuliche Erlebnisse aus den verschiedenen Lebensbereichen jeweils in einer anderen Farbe, z.B. Blau für die Arbeit, Grün für die Familie, Rot für die Freunde, Gelb für die Hobbys und Violett für die Gesundheit. Nehmen Sie sich vor, dass jede Farbe mindestens einmal pro Woche vorkommen sollte.
- Halten Sie «Familienrat» und diskutieren Sie über die verschiedenen Lebenskreise – wie gut gelingt es den Familienmitgliedern, diese in Harmonie zu bringen? Was muss sich ändern, damit es für alle besser stimmt?
Teenager: Wenn sich Prioritäten verschieben
Drei Tipps für gestresste Teenagereltern
- Bleiben Sie gelassen und erinnern Sie sich an Ihre eigene Teenagerzeit: Es ist normal, dass der Lebenskreis «Freunde» auf Kosten der Familie an Bedeutung gewinnt ‒ auch Sie haben Ihre Eltern vielleicht zeitweilig «uncool» gefunden.
- Ermöglichen Sie Ihrem Teenager, im vernünftigen Rahmen eigene Erfahrungen zu machen. Im Sport lässt sich der Wunsch nach Grenzerfahrungen gesünder ausleben als beim Trinken oder anderen Rauschmitteln.
- Die Pubertät ist oft eine Krisenzeit. Geben Sie Ihrem Nachwuchs bei Stimmungsschwankungen Kredit und bleiben Sie im Dialog. So können Sie im Lebenskreis «Familie» einen sicheren Hafen bieten, falls es in anderen Lebenskreisen wie Schule, erste Liebe oder mit den Freunden nicht rund läuft.
Junge Familien: Überforderung vermeiden
Drei Tipps für erschöpfte junge Eltern
- Gönnen Sie sich gezielte Auszeiten mithilfe der Grosseltern oder eines Babysitters. Auch wenn es nur einmal im Monat möglich ist, können Ihnen solche Oasen im Alltag helfen, wieder Kraft zu tanken und eine Schieflage zu vermeiden.
- Versuchen Sie nicht, in jedem Lebenskreis perfekt zu sein. Der Schwangerschaftsbauch ist noch nicht ganz weg? Sie haben schon seit Monaten kein Buch gelesen? Der Garten sieht aus wie ein Urwald? Machen Sie sich nicht mit Perfektionismus verrückt, sondern seien Sie wohlwollend zu sich selbst.
- Gerade in anstrengenden Momenten spielt die innere Einstellung eine grosse Rolle. Wenn ich meine Situation als selbst gewählt erkenne, kann ich schwierige Phasen besser meistern.
Berufliche Durchstarter und Selbständige: andere Lebenskreise nicht vergessen
Drei Tipps für gestresste Durchstarter
- Auch im Homeoffice müssen Sie nicht 24 Stunden am Tag erreichbar sein. Schalten Sie den Computer bewusst aus und definieren Sie Zeiten, an denen Sie sicher nicht arbeiten.
- Tragen Sie private Verpflichtungen in den Arbeitskalender ein und behandeln Sie diese wie Businesstermine. Sorgen Sie für Verbindlichkeit, zum Beispiel mit einem Sportabo.
- Sorgen Sie für Ihren Körper und gönnen Sie ihm gesundes Essen, ausreichend Schlaf und regelmässige Bewegung. Sie werden schnell merken, dass Sie so auch deutlich leistungsfähiger sind und sich besser konzentrieren können.
Arbeitgeber: Tragen Sie für Ihre Mitarbeitenden Sorge
Drei Tipps für verantwortungsvolle Arbeitgeber
- Schaffen Sie Rahmenbedingungen, die eine Balance der verschiedenen Lebenskreise unterstützen, z.B. mit flexiblen Arbeitszeiten.
- Erkennen und schätzen Sie das Potenzial älterer Mitarbeitender und überlegen Sie gemeinsam, welche Pensionierungslösung die beste für beide Seiten ist. Vielleicht gibt es ja kreative Möglichkeiten für eine individuelle Lösung.
- Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und achten Sie auch bei sich selbst auf eine gute Balance zwischen Ihren Lebensbereichen.
Pensionierte: neue Perspektiven finden
Drei Tipps für frisch Pensionierte
- Denken Sie darüber nach, was die Arbeit für Sie bedeutet hat: Anerkennung, Sinnhaftigkeit, das Wissen, gebraucht zu werden? Falls Sie diese Gefühle vermissen: Wie können Sie diese auf anderem Wege finden? Wo können Sie sich engagieren, wen könnten Sie unterstützen?
- Haben Sie an Ihrer Arbeit vor allem die geistige Herausforderung geschätzt? Vielleicht kann ein Seniorenstudium für Sie interessant sein – oder Sie lernen eine neue Sprache.
- Schaffen Sie sich eine Tagesstruktur mit festen Ritualen, setzen Sie sich selbst Herausforderungen, zum Beispiel beim Sport. Mögliche Stimmungstiefs können Sie wirksam mit Bewegung bekämpfen, zum Beispiel beim Morgenspaziergang mit dem Partner, mit einer Nachbarin oder auch ganz allein.
Es gibt immer eine Wahl
Balance und Energie
Wenn meine Lebensbereiche für mich persönlich in einer guten Balance sind, geht es mir nachhaltig gut. Ich bin kreativ und zufrieden, arbeite effizient und geniesse meine Freizeit. Beruflich und privat lasse ich mich nicht so schnell stressen und finde für Probleme eine Lösung. Im grünen Energie-Bereich bin ich auch offen für die Anliegen anderer, ich kann aktiv zuhören und wertschätzende Beziehungen pflegen. All dies gibt mir neue Energie, so dass sich mein Akku immer wieder von selbst auflädt.
Wenn hingegen die Lebensbereiche ihre Balance verloren haben und ich in Schieflage gerate, wird alles schwer und anstrengend. Trotz Zeitdruck will es mir nicht gelingen, meine Aufgaben gezielt zu erledigen. Ich renne wie ein Hamster im Rad und komme doch nie vom Fleck. Ich fühle mich erschöpft, gestresst, gereizt. Vielleicht erscheinen mir andere Menschen als weitere Stressfaktoren und ihre Bedürfnisse kann ich nur noch vermindert wahrnehmen. All dies kostet mich weitere Energie, und ich werde seelisch immer erschöpfter.
Um jetzt nicht auszubrennen, muss ich etwas ändern: Bei kleinen Energietiefs hilft möglicherweise eine Viertelstunde Pause oder ein gutes Gespräch. Häufen sich jedoch solche «Energie-Notfallsituationen», sollte ich vielleicht Grundlegenderes in Frage stellen. Als Prävention ist es wichtig, sich bewusst zu überlegen: «In welchen Bereichen will ich meine Energie investieren?», «Wie finde ich eine gute Balance?» aber auch: «Was oder wer tut mir gut?», «Was gibt mir Kraft?» und «Was kann ich ändern, damit Energiefresser-Situationen seltener entstehen?» Die Antworten darauf sind so individuell wie wir Menschen – doch es lohnt sich definitiv, sie für sich selbst zu finden.
Wie erkenne ich, dass meine Life-Domain-Balance aus dem Gleichwicht zu geraten droht?
Das sind mögliche Warnhinweise:
- Ich bin ständig gestresst und habe das Gefühl, niemals Ruhe zu haben.
- Ich stehe unter Druck, aber kann mich nicht gut konzentrieren.
- Ich fühle mich überfordert und es fällt mir schwer, Entscheidungen zu treffen.
- Ich kann nicht mehr abschalten und schlafe schlecht.
- Die Beziehungen zum Partner, zur Familie oder zu Freunden kommen zu kurz.
- Ich bin reizbar und rege mich auch über Kleinigkeiten auf.
- Mir geht es körperlich nicht gut, ich habe zum Beispiel Kopfweh, Magenkrämpfe, Rückenschmerzen.