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Alle Lebensbereiche in Balance

Heute sind zahlreiche Lebensentwürfe denkbar – die Menschen haben so viele Möglichkeiten wie wohl keine Generation zuvor. Doch mit dieser Freiheit entsteht auch eine Verantwortung: Es gilt, aktiv die verschiedenen Lebensbereiche in Balance zu bringen und dafür immer wieder kleine und grosse Entscheidungen zu treffen.
Life Domain Balance: Alle Lebensbereiche in Balance
Was ist wichtiger: Mit dem Kind für den Französischtest üben oder den wichtigen Arbeitsauftrag fertigstellen? Soll ich lieber joggen oder mit der Freundin telefonieren? Verbringen wir den Samstagmorgen als Paar oder als Familie? Solche Fragen stellen wir alle uns ständig. Bewusst oder unbewusst treffen wir permanent Entscheidungen, welcher Lebensbereich uns gerade wichtiger ist – Beruf, Partnerschaft und Familie, Freunde, Hobbys oder Gesundheit.

Es gibt mehr als «Leben» und «Arbeit»

Früher wurde meistens von der «Work/Life-Balance» gesprochen. Doch dieses Konzept mit der starren Trennung von Arbeit und Privatleben ist zu eindimensional, was sich unter anderem in der Pandemie gezeigt hat. Auch durch die Digitalisierung fliessen die Lebensbereiche verstärkt ineinander und umso wichtiger ist es, zu priorisieren. Das Schlagwort dafür heisst «Life Domain Balance» und es geht darum, wichtige Lebensbereiche in Einklang zu bringen. Eine Herausforderung dabei sind die begrenzten Ressourcen – nicht nur Geld und Zeit, sondern auch die Energie muss man sich einteilen.

Drei Tipps für eine gute Balance

  • Malen Sie Ihre Lebensbereiche als Kreise auf ein Blatt Papier. Wie wirkt das entstandene Bild auf Sie? Gibt es Kreise, deren Grösse Sie gern ändern möchten – und wenn ja, wie könnte das möglich werden?
  • Falls Sie Tagebuch oder ein Journal führen: Markieren Sie Erfolge oder erfreuliche Erlebnisse aus den verschiedenen Lebensbereichen jeweils in einer anderen Farbe, z.B. Blau für die Arbeit, Grün für die Familie, Rot für die Freunde, Gelb für die Hobbys und Violett für die Gesundheit. Nehmen Sie sich vor, dass jede Farbe mindestens einmal pro Woche vorkommen sollte.
  • Halten Sie «Familienrat» und diskutieren Sie über die verschiedenen Lebenskreise – wie gut gelingt es den Familienmitgliedern, diese in Harmonie zu bringen? Was muss sich ändern, damit es für alle besser stimmt?

Teenager: Wenn sich Prioritäten verschieben

Je nach Lebensphase kann mal der eine, mal der andere Lebenskreis einen grösseren Anteil erhalten. In der Jugendzeit etwa gewinnen Freunde und Hobbys an Bedeutung. Auch die Schule gerät auf der Prioritätenliste zuweilen in den Hintergrund, zum Leidwesen vieler Eltern. Diskussionen wie: «Du darfst heute gamen, aber erst musst du deine Aufgaben machen und etwas an die frische Luft gehen» drehen sich im Kern genau um die Frage, wie die Balance der Lebenskreise hergestellt werden kann.

Drei Tipps für gestresste Teenagereltern

  • Bleiben Sie gelassen und erinnern Sie sich an Ihre eigene Teenagerzeit: Es ist normal, dass der Lebenskreis «Freunde» auf Kosten der Familie an Bedeutung gewinnt ‒ auch Sie haben Ihre Eltern vielleicht zeitweilig «uncool» gefunden.
  • Ermöglichen Sie Ihrem Teenager, im vernünftigen Rahmen eigene Erfahrungen zu machen. Im Sport lässt sich der Wunsch nach Grenzerfahrungen gesünder ausleben als beim Trinken oder anderen Rauschmitteln.
  • Die Pubertät ist oft eine Krisenzeit. Geben Sie Ihrem Nachwuchs bei Stimmungsschwankungen Kredit und bleiben Sie im Dialog. So können Sie im Lebenskreis «Familie» einen sicheren Hafen bieten, falls es in anderen Lebenskreisen wie Schule, erste Liebe oder mit den Freunden nicht rund läuft.

Junge Familien: Überforderung vermeiden

Junge Eltern sind ebenfalls häufig herausgefordert, die verschiedenen Lebensbereiche in Einklang zu bringen: Ein Baby kostet viel Kraft und auch Zeit. Insbesondere der Schlafmangel sorgt bei vielen für permanente Erschöpfung. Dazu kommen möglicherweise noch berufliche Herausforderungen. So kann es sehr gut sein, dass Freundschaften, Hobbys und auch die Paarbeziehung in den Hintergrund rücken.

Drei Tipps für erschöpfte junge Eltern

  • Gönnen Sie sich gezielte Auszeiten mithilfe der Grosseltern oder eines Babysitters. Auch wenn es nur einmal im Monat möglich ist, können Ihnen solche Oasen im Alltag helfen, wieder Kraft zu tanken und eine Schieflage zu vermeiden.
  • Versuchen Sie nicht, in jedem Lebenskreis perfekt zu sein. Der Schwangerschaftsbauch ist noch nicht ganz weg? Sie haben schon seit Monaten kein Buch gelesen? Der Garten sieht aus wie ein Urwald? Machen Sie sich nicht mit Perfektionismus verrückt, sondern seien Sie wohlwollend zu sich selbst.
  • Gerade in anstrengenden Momenten spielt die innere Einstellung eine grosse Rolle. Wenn ich meine Situation als selbst gewählt erkenne, kann ich schwierige Phasen besser meistern.

Berufliche Durchstarter und Selbständige: andere Lebenskreise nicht vergessen

Wer beruflich voll durchstartet oder gar selbständig ist, für den nimmt der Lebenskreis «Arbeit» inhaltlich, aber auch von der Zeit her einen grossen Raum ein. Das kann sehr erfüllend sein. Heikel wird es erst, wenn die Life Domain «Arbeit» alle anderen Bereiche überlagert und keine Ressourcen mehr für Familie, Freunde oder Hobbys bleiben. Wird die Arbeit zur einzigen Quelle von Freude und Sinn, so droht bei beruflichen Misserfolgen ein Burnout. Ebenso heikel kann es sein, wenn die hohe Arbeitsbelastung zu einem ungesunden Lebensstil mit hohem Stress, viel Kaffee oder Alkohol, schnellem Essen, wenig Schlaf und Bewegung führt.

Drei Tipps für gestresste Durchstarter

  • Auch im Homeoffice müssen Sie nicht 24 Stunden am Tag erreichbar sein. Schalten Sie den Computer bewusst aus und definieren Sie Zeiten, an denen Sie sicher nicht arbeiten.
  • Tragen Sie private Verpflichtungen in den Arbeitskalender ein und behandeln Sie diese wie Businesstermine. Sorgen Sie für Verbindlichkeit, zum Beispiel mit einem Sportabo.
  • Sorgen Sie für Ihren Körper und gönnen Sie ihm gesundes Essen, ausreichend Schlaf und regelmässige Bewegung. Sie werden schnell merken, dass Sie so auch deutlich leistungsfähiger sind und sich besser konzentrieren können.

Arbeitgeber: Tragen Sie für Ihre Mitarbeitenden Sorge

Als Arbeitgeber können Sie einiges dazu beitragen, dass Ihre Mitarbeitenden eine gute Balance zwischen ihren verschiedenen Lebensbereichen finden. In einer gesunden Betriebskultur fühlen sich die Mitarbeitenden wertgeschätzt und es herrscht eine offene, vertrauensvolle Kommunikation. So wird es möglich, über Herausforderungen ehrlich zu sprechen. Das Team ist glücklicher und stabiler. Es gibt weniger Absenzen, die Mitarbeitenden sind leistungsfähiger und fühlen sich stärker verantwortlich.

Drei Tipps für verantwortungsvolle Arbeitgeber

  • Schaffen Sie Rahmenbedingungen, die eine Balance der verschiedenen Lebenskreise unterstützen, z.B. mit flexiblen Arbeitszeiten.
  • Erkennen und schätzen Sie das Potenzial älterer Mitarbeitender und überlegen Sie gemeinsam, welche Pensionierungslösung die beste für beide Seiten ist. Vielleicht gibt es ja kreative Möglichkeiten für eine individuelle Lösung.
  • Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und achten Sie auch bei sich selbst auf eine gute Balance zwischen Ihren Lebensbereichen.

Pensionierte: neue Perspektiven finden

Nach der Pensionierung entdecken viele Menschen Hobbys und Freundschaften neu, unterstützen bei der Betreuung der Enkelkinder oder engagieren sich gesellschaftlich. Denn mit dem Wegfall des zeitraubenden Lebensbereichs «Arbeit» werden Ressourcen für andere Themen frei. Das kann glückhaft sein oder auch zunächst zu einer Krise führen. Nun gilt es, andere Aufgaben und Bestätigungen zu finden und die Lebenskreise neu zu priorisieren. Am besten machen Sie sich bereits vor der Pensionierung Gedanken, was für Sie wichtig ist.

Drei Tipps für frisch Pensionierte

  • Denken Sie darüber nach, was die Arbeit für Sie bedeutet hat: Anerkennung, Sinnhaftigkeit, das Wissen, gebraucht zu werden? Falls Sie diese Gefühle vermissen: Wie können Sie diese auf anderem Wege finden? Wo können Sie sich engagieren, wen könnten Sie unterstützen?
  • Haben Sie an Ihrer Arbeit vor allem die geistige Herausforderung geschätzt? Vielleicht kann ein Seniorenstudium für Sie interessant sein – oder Sie lernen eine neue Sprache.
  • Schaffen Sie sich eine Tagesstruktur mit festen Ritualen, setzen Sie sich selbst Herausforderungen, zum Beispiel beim Sport. Mögliche Stimmungstiefs können Sie wirksam mit Bewegung bekämpfen, zum Beispiel beim Morgenspaziergang mit dem Partner, mit einer Nachbarin oder auch ganz allein.

Es gibt immer eine Wahl

In jeder Lebensphase gilt: Die Lebenskreise Beruf, Partnerschaft und Familie, Freunde, Hobbys und Gesundheit müssen nicht gleich gross sein. Jede Person hat das Recht, selbst zu priorisieren, welchem Thema sie welchen Stellenwert zumisst. Es ist wertvoll, wenn die Grösse der Lebenskreise auf die eigenen Ressourcen abgestimmt ist, damit es nicht zur Überforderung kommt. Und vermutlich sind diejenigen Menschen am glücklichsten, die ihre Priorisierung aktiv und bewusst wählen. Denn es gibt immer eine Wahl – im Kleinen wie im Grossen.

Balance und Energie

Wenn meine Lebensbereiche für mich persönlich in einer guten Balance sind, geht es mir nachhaltig gut. Ich bin kreativ und zufrieden, arbeite effizient und geniesse meine Freizeit. Beruflich und privat lasse ich mich nicht so schnell stressen und finde für Probleme eine Lösung. Im grünen Energie-Bereich bin ich auch offen für die Anliegen anderer, ich kann aktiv zuhören und wertschätzende Beziehungen pflegen. All dies gibt mir neue Energie, so dass sich mein Akku immer wieder von selbst auflädt.

Wenn hingegen die Lebensbereiche ihre Balance verloren haben und ich in Schieflage gerate, wird alles schwer und anstrengend. Trotz Zeitdruck will es mir nicht gelingen, meine Aufgaben gezielt zu erledigen. Ich renne wie ein Hamster im Rad und komme doch nie vom Fleck. Ich fühle mich erschöpft, gestresst, gereizt. Vielleicht erscheinen mir andere Menschen als weitere Stressfaktoren und ihre Bedürfnisse kann ich nur noch vermindert wahrnehmen. All dies kostet mich weitere Energie, und ich werde seelisch immer erschöpfter.

Um jetzt nicht auszubrennen, muss ich etwas ändern: Bei kleinen Energietiefs hilft möglicherweise eine Viertelstunde Pause oder ein gutes Gespräch. Häufen sich jedoch solche «Energie-Notfallsituationen», sollte ich vielleicht Grundlegenderes in Frage stellen. Als Prävention ist es wichtig, sich bewusst zu überlegen: «In welchen Bereichen will ich meine Energie investieren?», «Wie finde ich eine gute Balance?» aber auch: «Was oder wer tut mir gut?», «Was gibt mir Kraft?» und «Was kann ich ändern, damit Energiefresser-Situationen seltener entstehen?» Die Antworten darauf sind so individuell wie wir Menschen – doch es lohnt sich definitiv, sie für sich selbst zu finden.

Wie erkenne ich, dass meine Life-Domain-Balance aus dem Gleichwicht zu geraten droht?

Das sind mögliche Warnhinweise:

  • Ich bin ständig gestresst und habe das Gefühl, niemals Ruhe zu haben.
  • Ich stehe unter Druck, aber kann mich nicht gut konzentrieren.
  • Ich fühle mich überfordert und es fällt mir schwer, Entscheidungen zu treffen.
  • Ich kann nicht mehr abschalten und schlafe schlecht.
  • Die Beziehungen zum Partner, zur Familie oder zu Freunden kommen zu kurz.
  • Ich bin reizbar und rege mich auch über Kleinigkeiten auf.
  • Mir geht es körperlich nicht gut, ich habe zum Beispiel Kopfweh, Magenkrämpfe, Rückenschmerzen.

Wann muss ich professionelle Hilfe suchen?

Wenn Sie den Alltag nicht mehr bewältigen können, keine Lösungen mehr für Ihre Herausforderungen erkennen und eine allumfassende Hoffnungslosigkeit oder Trauer verspüren – dann sollten Sie dringend professionelle Unterstützung suchen. Mögliche Anlaufstellen sind Ihr Hausarzt, die Kriseninterventionszentren oder die dargebotene Hand unter der Telefonnummer 143.

Was kann ich tun, wenn ich sehe, dass jemand anders seine Balance zu verlieren droht?

Suchen Sie unbedingt das Gespräch und schweigen Sie nicht aus falscher Scham. Wenn Sie wegschauen, fühlt sich die andere Person noch stärker allein und im Abseits. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird sich Ihr Gegenüber über Ihr ehrliches Interesse freuen. Kommunizieren Sie in der Ich-Form: «Ich merke, es geht dir nicht gut. Was kann ich für dich tun?» Seien Sie für die Person da und bieten Sie Ihre Unterstützung an, zwingen Sie diese aber nicht auf. Oft hilft es bereits, mit jemandem über die Situation reden zu können. Damit ist bereits die erste Brücke geschlagen.

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