Fairness statt Umverteilung in der zweiten Säule - Teil 1: Fairness – was bedeutet das?

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Fairness statt Umverteilung in der zweiten Säule - Teil 1: Fairness – was bedeutet das?

Was bedeutet Fairness? Dass jeder das erhält, was ihm zusteht ‒ nach klaren und transparenten Regeln. Im System der beruflichen Vorsorge ist keine Umverteilung angedacht, doch sie hat sich im Laufe der Jahre eingeschlichen. Ist das fair? Darüber lässt sich diskutieren.
Fairness statt Umverteilung in der zweiten Säule.

Alle, die mit Geschwistern aufgewachsen sind, kennen die Diskussionen am Mittagstisch: Wer bekommt die erste Portion, wer das grösste Stück Fleisch – und wer darf sich beim Zvieri ein zweites Stück Kuchen nehmen? Beim Teilen kann es immer wieder zu Konflikten kommen – nicht zuletzt, weil jeder am Tisch ein anderes Verständnis von Fairness hat: Erhalten alle die gleiche Portion oder werden Faktoren wie Alter, Appetit oder Pünktlichkeit berücksichtigt?

Fair oder unfair?

Auch im späteren Leben spielt das Thema Fairness eine grosse Rolle – und oft geht es weiterhin darum, wer wie viel von etwas erhält. «Unfair», schimpft der Schüler, weil der Lehrer ihm im Französischunterricht nur ein «genügend» gegeben hat. «Unfair», toben die Eishockeyfans, weil der Schiedsrichter ein umstrittenes Goal nicht anerkannt hat. «Unfair», sagt die Mitarbeiterin, als sie erfährt, dass ihre Kollegin deutlich mehr verdient.

Als unfair empfinden wir, wenn wir etwas Verdientes nicht erhalten. Im Gegensatz dazu sehen wir etwas als fair an, wenn es klare Regeln für die Verteilung gibt und alle diese anerkennen. Der Schüler mit dem Vierer wird vermutlich aufhören zu schimpfen, wenn er merkt, dass alle seine Prüfungen ungenügend waren. Die wütenden Eishockeyfans schweigen, als sie in der Zeitlupe sehen: Der Puck ging klar daneben. Und die scheinbar ungerecht behandelte Mitarbeiterin erfährt beim Kaffee mit der Arbeitskollegin, dass diese ihre Lohnerhöhung aufgrund einer aufwendigen Fortbildung erhalten hat. Schüler, Hockeyfan oder Mitarbeiterin: Allen dreien wird klar, dass die Regeln eingehalten wurden und fair verteilt wurde, ob Noten, Goals oder Löhne.

Auch in der zweiten Säule, also der beruflichen Vorsorge, wird in letzter Zeit verstärkt über das Thema Fairness diskutiert: Ist die zweite Säule fair, gibt es klare, allgemein akzeptierte Regeln für die Verteilung und werden diese eingehalten? Um diese Frage zu beantworten, lohnt sich ein Blick auf die Ziele und Regeln des Schweizer Vorsorgesystems mit seinen drei Säulen. Im Folgenden sollen die ersten beiden Säulen im Fokus stehen.

Fairness in der ersten Säule: Alle sparen für alle

Als der Schweizer Gesetzgeber im Jahr 1947 die AHV und damit die erste Säule des sozialen Sicherungssystems ins Leben rief, galt das Prinzip: «Alle sparen für alle.» Die Beiträge der Berufstätigen sollten den Rentnern einen guten Lebensabend ermöglichen, die Beiträge der Gutverdienenden sollten die Altersvorsorge der Schlechtverdienenden mitfinanzieren und die Beiträge der Gesunden sollten den Invaliden helfen sowie Witwen und Waisen vor Not schützen. Fairness in der ersten Säule bedeutet also: Wer genug hat, gibt denen ab, die Unterstützung brauchen. Am Ende sind alle geschützt und haben im Alter oder bei Krankheit genug zum Leben. Um es mit dem Essen zu vergleichen: Jeder bringt eine Zutat für die Suppe mit, und nachher wird aus dem grossen Topf für alle geschöpft. In der ersten Säule bedeutet also Fairness, dass die Einkommensunterschiede der Menschen durch Umverteilung teilweise ausgeglichen werden – damit alle im Alter genug haben.

Fairness in der zweiten Säule: Mein Geld bleibt mein Geld

Die berufliche Vorsorge als zweite Säule des schweizerischen Vorsorgesystems gibt es seit 1985. Ihr Grundgedanke ist ein ganz anderer: Hier spart prinzipiell jeder für sich selbst und Fairness bedeutet, dass ich das eingezahlte Kapital auch für mich verwenden kann. Das Ziel ist es, dass ich zusammen mit der ersten Säule/AHV im Alter meinen gewohnten Lebensstandard aufrechterhalte. Mein erspartes Geld zahle ich zwar in die Pensionskasse ein, doch es gehört weiterhin mir und ich muss davon nichts an andere abgeben. Denn das tue ich bereits über die erste Säule. Anders formuliert: In der zweiten Säule backt sich jeder Beitragszahler seinen eigenen Kuchen und kann diesen nach der Pensionierung aufessen. Von den Beitragszahlungen und der damit erwirtschafteten Rendite hängt ab, wie gross der Kuchen wird. Je nach Rendite gibt es noch eine Schoko-Glasur obendrauf und der Umwandlungssatz bestimmt, wie gross die einzelnen Kuchenstücke sind. Vom Prinzip her muss ich meinen Kuchen mit niemandem teilen.

Doch das System der beruflichen Vorsorge gerät zunehmend in Schieflage. Die Leistungsversprechen der Vergangenheit können nicht mehr eingehalten werden und die Erträge der aktiven Versicherten werden zum Teil für die Renten der Pensionierten verwendet. Das bedeutet, ich kann meinen Kuchen nicht mehr allein essen, sondern habe ständig ein paar fremde Gabeln auf meinem Teller. Ist das fair? Was sind die Gründe für diese Umverteilung?

Erfahren Sie mehr dazu in unserem Beitrag «Fairness statt Umverteilung in der zweiten Säule. Teil 2: Was läuft schief in der beruflichen Vorsorge – und was sind die Gründe?»

Fairplay in der beruflichen Vorsorge

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